Am Karerpass siegt das Wetter
Spätestens als der Russe Dimitri Karlagatschew nach einem spektakulären Vorwärtssalto extrem hart im Schnee landete, war klar: Dieses Rennen ist am Limit. Nach einer 20-minütigen Unterbrechung war dann klar: 2019 wird es keine Sieger beim Snowboard-Weltcup am Karerpass-Carezza geben.
Temperaturen um 5 Grad plus, dazu leichter Regen – die Veranstalter am Karerpass wussten, dass es großes Glück benötigen würde, um die 9. Auflage des Snowboard-Weltcups bei Bedingungen wie im April über die Bühne zu bringen. Wobei die Qualifikation am Vormittag noch nach Plan lief. Während aber die 51 Damen problemlos ihre 2 Qualifikationsläufe absolvieren konnten, wurde es bei den Herren auf dem gleichgesteckten Kurs schon haariger. Weil eine Passage umgesteckt werden musste, zog sich die Qualifikation extrem in die Länge, erst 60 Minuten vor dem geplanten Finale um 13 Uhr standen die Herren-Achtelfinalpaarungen fest.
Dann ging es mit der K.o.-Phase der Damen pünktlich los, wobei Nadya Ochner als einzige Südtirolerin im Achtelfinale gegen Altmeisterin Claudia Riegler den Kürzeren zog. Nach 5 Toren rutschte sie auf dem langsameren roten Kurs auf dem Brettl aus, für die Vorjahressiegerin war es ein schnelles Ende. Trotzdem haderte Ochner nicht: „Die Form wird immer besser. Wir lagen alle extrem eng zusammen. Wäre ich 0,2 Sekunden schneller gewesen, dann wäre es Rang 4 gewesen in der Quali.“
„Die Besichtigung vor den Finalläufen hätte man sich sparen können. Das hat der Piste den Rest gegeben.“ Pistenchef Georg Eisath
Dann kamen die Männer, und hier überschlugen sich die Ereignisse: Auf dem roten Kurs wurde die Ideallinie zwischen Tor 10 und 11 durch ein immer tiefer werdendes Loch derart beschädigt, dass es für die Athleten kein Durchkommen gab. Aber selbst nach den Stürzen von Maurizio Bormolini und Edwin Coratti („ich hatte keine Chance, dem Loch auszuweichen“) machte die Jury keine Anstalt, das Rennen zu stoppen. Erst als der Russe Dimitri Karlagatschew gegen den Quali-Schnellsten und Vorjahressieger Tim Mastnak einen spektakulären Abflug hinlegte, wurde das Rennen zunächst gestoppt und 20 Minuten später abgebrochen.
Wobei Pistenchef Georg Eisath nach der ersten Absage nach 9 Jahren Snowboard-Weltcup am Karerpass nicht gut zu sprechen war auf die Jury um FIS-Renndirektor Peter Krogoll: „In meinen Augen war es überflüssig, vor den Finalläufen nochmals eine Besichtigung zu machen. Die 50 Finalisten haben mit dem Durchrutschen der Piste den Rest gegeben. Bei derartigen Jury-Entscheidungen gilt es zu hinterfragen, ob für uns der Weltcup nochmals in Frage kommt. Wir als Veranstalter und das Team auf der Piste haben alles unternommen, damit es ein Rennen gibt.“
Bei den Athleten selbst gab es keine 2 Meinungen. Egal, ob Roland Fischnaller, Nadya Ochner oder Edwin Coratti – alle waren überzeugt, dass der Rennabbruch die einzig richtige Option war. Tenor: „Es war eindeutig zu gefährlich.“
Was man auch beim schwer gestürzten Karlagatschew sah: Nicht nur, dass es sein Brett unter dem Schuh in Stücke riss. Er beklagte sich anschließend auch über Knieschmerzen und blaue Flecken am ganzen Körper.
Das Abbruch-Rennen wird nicht für den Weltcup gewertet. Für die am Vormittag absolvierte Qualifikation wurden hingegen FIS-Punkte vergeben.
Quelle:
Dolomiten
20.12.2019