Schock: Nadya Ochner hat genug
Karerpass-Carezza (av). Sie ließ die Nachricht gestern Abend in die Welt hinaus – und die hatte es in sich: Nadya Ochner hat ihren Rücktritt als Profi-Snowboarderin bekannt gegeben. Am Donnerstag, 14. Dezember gibt die 30-Jährige beim Heimrennen am Karerpass-Carezza ihre Abschiedsvorstellung, dann ist nach 109 Weltcuprennen Schluss.
Südtirol verliert überraschend und zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt sein einziges Aushängeschild im Damen-Snowboardsport. Nadya Ochner, seit Februar 2023 Mixed-Team-Weltmeisterin mit Aaron March, hat kein Feuer mehr. „Diese Entscheidung ist nicht von heute auf morgen gefallen. Es geistert schon seit Jahren in meinem Kopf herum. Ich habe immer mehr andere Sachen im Kopf, als mich nur auf das nächste Training, das nächste Rennen zu fokussieren. Der unbedingte Wille, immer alles zu geben, auf viele Dinge zu verzichten – der wurde zuletzt immer kleiner.“
Dass der Zeitpunkt, 3 Tage vor dem Saisonauftakt, sehr ungewöhnlich ist für diesen Schritt, weiß auch Ochner: „Eigentlich wollte ich diese Saison bis zum Ende durchziehen. Aber je näher Carezza heranrückte, umso weniger Freude hatte ich. Ich bin zuletzt gleichgültiger geworden. So kann ich keine Rennen bestreiten, so kann ich kein Snowboardprofi sein. Und weil ich kein Typ für halbe Sachen bin, habe ich mich so entschieden.“
108 Weltcuprennen hat Nadya Ochner seit März 2010 in Valmalenco bestritten, am Donnerstag kommt noch eines dazu. Dass sie ihren Abschied auf der Pra-di-Tori-Piste feiert, macht es für die 30-Jährige leichter: „Hier habe ich 2014 als Dritte mein erstes Podest erreicht, hier habe ich 2018 mein einziges Einzelrennen gewonnen und hier hoffe ich, dass am Donnerstag noch einmal viele Fans kommen und mit mir feiern.“
Dass es „andere“ Gründe gibt als fehlende Motivation, verneint Ochner: „Ich habe alle Trainings mitgemacht. Aber vielleicht habe ich heuer schon im Sommer verstanden, dass diese Reise schneller als geplant zu Ende geht. Ich habe mir 2 Urlaube gegönnt, einen auf Zypern, einen in Kolumbien. Es gibt noch andere Dinge, auf die ich Lust habe.“
Dass ihr fast abgeschlossenes Jura-Studium eine Rolle gespielt haben könnte, verneint sie: „Ich habe die letzten Prüfungen hinter mir, es fehlt nur noch die Doktorarbeit. Ich bin so stolz, dass ich es geschafft habe. Vorerst werde ich bei meinem Arbeitgeber, der Polizei, bleiben. Ich werde eine Aufgabe bei der Sportgruppe in Moena übernehmen und mich um den Snowboard-Nachwuchs kümmern, sprich neue Talente anwerben und sie betreuen. Mit Erica Antoniol, der Koordinatorin bei der Polizeisportgruppe, habe ich mich bereits auf diese Zusammenarbeit verständigt.“
Was bringen die nächsten Tage? „Zuerst die letzte gemeinsame Zeit mit meinen Kollegen im Teamhotel Moseralm und das finale Rennen am Karerpass-Carezza.“ Und dann? „Ich werde noch feiern am Donnerstagabend und mich auf den Freitag freuen. Keine Ahnung, was der bringt und was danach alles kommt.“
Quelle:
Dolomiten
12.12.2023