Wieder voll durchstarten

Die letzte Saison begann wie aus einem Guss: Nach Rang 8 im Heimrennen am Karerpass eroberte sie 7 Tage später in Cortina d'Ampezzo als Zweite ihren 2. Weltcup-Podestplatz. Es folgte noch der 8. Rang in Bad Gastein nach dem Jahreswechsel. Und dann?
Dann fiel Nadya Ochner in ein Loch – vor allem resultatsmäßig. Beginnend mit dem Parallel-Riesentorlauf in Rogla, wo sie 22. wurde. Es folgten Moskau (36.), Kayseri/Türkei (22.) und das Finale in Winterberg (25.).
Zahlen sagen im Sport vieles aus, aber nicht alles. Denn: Bis auf die Nullnummer in Moskau war Ochner in Rogla und Kayseri (jeweils 2. im ersten Quali-Durchgang) sowie in Winterberg (6.) ganz vorne dabei, machte aber wiederholt haarsträubende Fehler. „Es war wie verhext“, blickt Ochner zurück: „Immer wieder unterliefen mir vermeidbare Fehler, die auf mangelnde Konzentration zurück zu führen waren. Ich wurde immer unsicherer, zudem war das Selbstvertrauen und die Lockerheit weg. Erst beim Finale in Winterberg fühlte ich mich wieder gut im Kopf, aber da wurde mir ein Sprung zum Verhängnis.“
Ist das nun alles vergessen? „Ich hoffe es. Das Vorbereitungstraining lief gut. Was letztes Jahr war, muss ich ausblenden, und ich habe speziell darauf hintrainiert, dass ich mich in den 2. Qualifikationsläufen nicht wieder hinlege.“
Einen ersten Anhaltspunkt lieferten die Europacup-Parallel-Slaloms in der Skihalle von Landgraaf im November. Dort gab es in der Endabrechnung zwar „nur“ die Plätze 5 und 9, in der Quali war Ochner als 1. und 2. aber souverän vorne.
Und das mit nur wenig Slalom-Training in den Beinen: „Wir haben den Schwerpunkt auf den Riesentorlauf gelegt.“ Aber sie will nun auch das Slalomtraining forcieren: „4 stehen im Weltcup auf dem Programm, dazu die WM im März in Sierra Nevada. Und auch die beiden Team Events in Bad Gastein und in Winterberg sind Slaloms.“
Abseits der Rennpisten hat Ochner spannende Monate hinter sich. Das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Trient läuft seit 2 Jahren programmgemäß: „Im Sommer wird studiert, im Herbst und Winter auf dem Brett gestanden. Beides zusammen geht nicht“, unterscheidet die 23-Jährige klar zwischen Studium und Sport.
Im Spätsommer hat sich Nadya Ochner für den Golfsport begeistert – ihr Onkel nahm sie zunächst aus Jux mit, mittlerweile ist mehr daraus geworden: „Ich habe mir einige Golfstunden genommen und besitze nun auch die Platzreife. Beim Golf braucht es genauso wie beim Snowboarden extreme Konzentration. Außerdem macht es viel Spaß.“
Und dann sind da noch die Nachwirkungen der Sportlerwahl und einer tollen Ballnacht im Meraner Kurhaus im April. Ochner belegte hinter Dorothea Wierer und Tania Cagnotto Rang 3 – mit mehr als 4300 Stimmen.
„Ich bin noch immer voll geflasht über die riesige Unterstützung.“ Nadya Ochner über den 3. Platz bei der Südtiroler Sportlerwahl „Es hat mich stark berührt und bewegt, wieviel Unterstützung ich von den vielen, vielen Fans erhalten habe. Diese Wahl war ja etwas, das ich nicht mit meiner Leistung beeinflussen konnte, sondern wo ich auf das Wohlwollen anderer angewiesen war. Dafür bin ich allen, die mich gewählt haben, unendlich dankbar.“

Source: Dolomiten 13.12.2016