Mehr als nur ein Schreckmoment

Bozen/Mailand (av). Im Vorjahr Emanuel Perathoner, jetzt Nadya Ochner: Die 27-Jährige aus Burgstall musste sich am vergangenen Wochenende in Mailand einer Herzoperation unterziehen. Ochner litt seit fast einem Jahr an Herzrasen (Tachykardie), und das wurde in einer zweistündigen Operation behoben.
Wie Ochner via Facebook bekannt gab, sei die Operation gut verlaufen. Dabei wurde ihre eine Sonde in der Leistengegend über eine Vene eingeführt, eine andere am Schlüsselbein. Weil das Herzrasen durch einen Nerv oder eine überzählige Erregungsleitungsbahn ausgelöst werden kann, wurden diese verödet. „Es war kein Sonntagsspaziergang, und am Ende war ich froh, als der mehr als zweistündige Eingriff vorbei war“, meinte Ochner.
Bei der seit vielen Jahren besten Alpin-Snowboarderin Südtirols ist das Herzrasen erstmals im Juli 2019 aufgetreten. „Ich erinnere mich noch genau. Es war am Ende eines Trainingsblocks, unmittelbar vor dem Urlaub. Ich glaubte damals, dass es die Aufregung vor den freien Tagen war, die meinen Puls weit nach oben trieben.“
In der Folge lernte Ochner, mit den kurzzeitigen Herzschlag-Attacken mit bis zu 200 Schlägen pro Minute zu leben. „So alle 3 Wochen bis maximal einen Monat hatte ich die Probleme. In Absprache mit unserem Teamarzt habe ich dann ein Herz-Ultraschall gemacht.“
Die Weltcuprennen hat Ochner trotzdem alle bestritten in der letzten Saison, insgesamt 12 an der Zahl, ehe nach dem Parallel-Riesentorlauf in Blue Mountain (Kanada) die Saison am 1. März abgebrochen wurde. Mit 2 Podestplätzen war es eine gute Saison, dafür hat die Konstanz gefehlt: 5 Mal verfehlte sie die Achtelfinal-Quali für die Top 16, unter dem Strich gab es 6 Top-10-Platzierungen. Ob das Herzrasen einen Einfluss auf ihre sportlichen Leistungen hatte? „Ich kann nur sagen, dass ich in Cortina d'Ampezzo beim Starten war, als ich Herzrasen bekam. Das war ein ungutes Gefühl und hat mich in der Konzentration schon sehr gestört.“
Während des Corona-Lockdowns bekam Ochner ein Langzeit-EKG verpasst, und dort stellte sich heraus, dass eine operative Behandlung unumgänglich sei. Vor einigen Tagen erfolgte in der San Raffaele-Klinik in Mailand unter der Leitung von Dr. Simone Gulletta die Operation. Er operierte im Vorjahr auch Emanuel Perathoner. Beim Boardercrosser musste ein Loch in der Vorhofkammer des Herzens geschlossen werden. Das hinderte Perathoner aber nicht daran, wenige Monate später schon wieder Weltcuprennen zu gewinnen.
Das hat auch Ochner im Sinn: „Ich hoffe, dass ich mich von diesem Eingriff gut erhole und in spätestens 3 Wochen wieder mit dem Training beginnen kann. Bis zum nächsten Schneetraining Anfang September ist noch Zeit.“ Nach einem zweitägigen Spitalsaufenthalt ist Nadya Ochner auf die Insel Elba übergesiedelt, wo derzeit relaxen ohne Ende angesagt ist. Ab August ist ein softer Trainingseinstieg unter der Leitung ihres Konditrainers Bernhard Thaler geplant.

Source: Dolomiten 08.07.2020