Fühlen uns bei den Männernwohl

Sie sind ein unverzichtbarer Teil des achtköpfigen Nationalteams der Snowboarder: Andrea Christine Tribus (22) und Nadya Ochner (19), beide aus Burgstall, fühlen sich trotz eklatanten Männerüberschusses in der Mannschaft pudelwohl.

Andrea Christine Tribus

Weil Corinna Boccacini noch immer verletzt ist, bilden Tribus und Ochner nach dem Rücktritt der Naturnserin Natalie Egger die kleine Damenabteilung bei den "Azzurri". Weil im Zirkus ohnehin alle Damen- und Herrenrennen am gleichen Ort stattfinden, kennen die beiden Etschtalerinnen nichts anderes, als immer mit den männlichen Teamkollegen zusammen zu sein.
Andrea Tribus gibt zu: "Wir haben Glück, mit Spitzenathleten wie Roland Fischnaller und Aaron March trainieren zu können. Sie respektieren uns voll. Es gibt jeden Tag vieles, das wir uns abschauen. Wenn sie ihre Linien ziehen, dann sind wir quasi gezwungen, ihnen zu folgen. Da geht dann ganz schön die Post ab."
Tribus geht in ihre zweite komplette Weltcupsaison. Für sie war das Vorjahr vor allemein Lernjahr. Zwei Mal verpasste sie die Achtelfinal-Qualifikation nur knapp. Umsich heuer Schritt für Schritt nach vorne zu arbeiten, hat Tribus ihr Konditionstraining komplett umgestellt. Behilflich war ihr dabei Michaela Abart, die Trockentrainerin der italienischen Skidamen. "Erst jetzt habe ich richtig mitbekommen, was es heißt, Kondition zu bolzen",meint die Burgstallerin.
Um sich ihren Traum vom Snowboardsport zu verwirklichen, hat Tribus im Sommer als Gärtnerin, Babysitterin und Nachhilfelehrerin gearbeitet. "Damit kann ich mir das Material bezahlen. Gottseidank greifen mir auch meine Eltern und einige Gönner unter die Arme." Tribus hat allerdings die Hoffnung, dass sie demnächst bei der Sportgruppe der Gefängnispolizei (Fiamme Azzurre) aufgenommen wird.

Nadya Ochner

Nadya Ochner kommt mit der Snowboard-Männerwelt ebenfalls problemlos klar. Kein Wunder:
Seit rund zwei Jahren ist sie mit Edwin Coratti befreundet. Was andernorts ein Problem wäre, ist bei den Snowboardern keines. "Jeder akzeptiert diese Situation ohne Probleme." Auch Ochner ist begeistert davon, mit Fischnaller & Co. trainieren zu können. "Sie sind Weltklasse, und das nicht nur in fahrerischer, sondern auch in einstellungsmäßiger Hinsicht. Man kann sich immer etwas abschauen." Zurückhaltender sind Ochner und Tribus bei den Gesprächen am Mittagstisch. "Da kann es schon passieren, dass die typischen Männergespräche Oberhand bekommen. Da hören wir halt mal kurz weg", lacht Ochner. Die 19-Jährige startete im Vorjahr fulminant in die Saison, als sie bei ihrem erst vierten Weltcupeinsatz Vierte (in Landgraaf )wurde. In Folge konnte sie dieses Top-Ergebnis nicht mehr bestätigen, nur weitere zwei Mal kam sie als 13. (Moskau) und 16. (Karerpass) ins Achtelfinale. "Ich habe mich im Vorjahr von dem vierten Platz blenden lassen und die Ziele zu hoch gesteckt. Heuer will ich mich unter den Top 16 etablieren." Dabei soll ihr auch eine kurzfristig vorgenommene Umstellung an der Bindungsplatte helfen. "Damit komme ich nun viel besser zurecht. Ich hoffe nur, dass ich diese technische Veränderung auch in den Rennen umsetzen kann."

Da dove: Dolomiten 06.12.2012