Dieser Ochner-Sieg ist wie ein Märchen
Snowboard: Burgstallerin gewinnt am Karerpass ihr erstes Weltcuprennen – In denkwürdigem Finale Ester Ledecka besiegt
Unglaublich, einfach nur unglaublich. Nadya Ochner, 25-jährige Snowboarderin aus Burgstall, sorgte am Karerpass für eine Sternstunde in der Südtiroler Snowboardgeschichte. Sie feierte beim Saisonauftakt ihren 1. Weltcupsieg und besiegte dabei niemand Geringeren als die aktuell beste Snowboarderin der Welt, Ester Ledecka.
Es war ein 40-sekündiges Herzschlagfinale, das sich Ochner und Ledecka lieferten. Praktisch über die gesamte Strecke war das Duo auf der anspruchsvollen Pra-di-Tori-Piste gleichauf, leistete sich nicht die geringste Schwäche, ehe Ochner auf dem flacheren Schlussabschnitt davonzog und 0,22 Sekunden Vorsprung ins Ziel rettete.
Was sich dann im Zielraum abspielte, glich einem Tollhaus. Es herrschte Stadion-Atmosphäre, und nicht nur Ochners Eltern Evi und Günther, Bruder Freddy, ihr Fanklub und die vielen Snowboardanhänger waren völlig aus dem Häuschen, auch FISI-Präsident Flavio Roda zeigte ungewohnte Gefühlsregungen.
Genauso wie die Siegerin: „Ich wusste schon kurz vor dem Ziel, dass ich vorne war. Aber eines ist, als Erste über die Ziellinie zu fahren. Das andere ist, sich dessen auch bewusst zu sein. Ich habe lange lange gebraucht, um zu realisieren, dass ich die weltbeste Snowboarderin geschlagen hatte.“
Im 64. Weltcuprennen erfüllte sich Nadya Ochner – früher Trompetenspielerin bei der Musikkapelle Burgstall und aktuelle Taekwondo-Kampfsportlerin in ihrer Freizeit – den Traum vom 1. Weltcupsieg. Der deshalb sensationell ist, weil im Vorjahr ein 15. Platz die beste Platzierung in einem Parallel-Riesentorlauf war.
Aber die Nadya Ochner vom Vorjahr ist mit jener aus der Gegenwart nicht mehr zu vergleichen. „Ich war im Training zuletzt sehr sicher, schied kaum einmal aus. Diese Sicherheit konnte ich auch im Rennen umsetzen. Schon in der Quali lief es hervorragend“, analysierte Ochner. Mit Rang 6 schaffte sie den Einzug ins Achtelfinale souverän, und das gab ihr nochmals entscheidenden Auftrieb. Nacheinander schaltete sie Ladina Jenny/Schweiz (+ 0,38), Natalia Sobolewa/Russland (+ 0,73) und Ramona Hofmeister/Deutschland (+ 0,44) aus. Im Finale wartete dann Ester Ledecka, bei Olympia 2018 Siegerin im Parallel-Riesentorlauf, im Vorjahr Siegerin von 6 der 9 Weltcuprennen und eine absolute Karerpass-Spezialistin (Siegerin 2015 und '17 sowie Zweite 2016).
Aber auch die hatte gegen eine entfesselt fahrende Ochner keine Chance. „Ich hatte im Finale nichts zu verlieren, der ganze Druck lastete auf Ledecka. Ich habe mir gedacht fetz' ihn runter, egal, was kommt.“
Und so war es dann auch: Ochner blieb in einem hochklassigen Duell auf Augenhöhe fehlerfrei, kaufte damit der nicht unwiderstehlich wirkenden Ledecka den Schneid ab und feierte nach einem 2. und zwei 3. Plätzen im Weltcup den lang ersehnten ersten Einzelsieg. Zuvor stieg sie im Team-Event mit Roland Fischnaller (2 Mal) und Aaron March (1 Mal) bereits auf 3 Mal das höchste Podest. Für die Snowboard-Damen der „Azzurre“ ist es der erste Weltcupsieg seit Isabella Dal Balcon im Februar 2007.
Da dove:
Dolomiten
14.12.2018