"Schlittschuhe statt Brettl"

SNOWBOARD:Südtiroler kommen auf der eisglatten Piste überhaupt nicht klar und scheitern alle schon in der Qualifikation - Gold an Vic Wild und Patrizia Kummer

Als 18. verpasste der Villnösser knapp den Sprung ins Achtelfinale. Die anderen Südtiroler verspielten bereits im ersten Quali- Lauf alle Chancen auf das Finale der Top 16.
Auf der nach dem Regen des Vortages und kalter Nacht eisglatten Piste in Rosa Chutor erlebten Südtirols Alpin-Snowboarder einen rabenschwarzen Olympia-Auftakt. Aaron March, Christoph Mick, Meinhard Erlacher und Nadya Ochner stürzten schon im ersten Quali-Lauf und mussten ihre Final-Hoffnungen vorzeitig begraben. Fischnaller patzte im zweiten Durchgang nach zwei Kurven und war damit ebenfalls im Finale der besten 16 nur Zuschauer.
Im Ziel machte der Villnösser seinem Ärger Luft und ging mit dem Internationalen Skiverband FIS hart ins Gericht.
Fischnaller attackiert Ski-Verband
"Die FIS hat rein gar nichts verstanden. Wie konnte sie es nur zulassen, dass die Piste dermaßen schlecht präpariert wurde?", polterte Fischnaller. "Im Weltcup sind die Pisten griffig, hier fahren wir auf Eis. Die FIS ließ die Strecke von den selben Herrschaften präparieren, die auch für die Abfahrtspiste der Ski-Männer verantwortlich waren. Vielleicht wissen die nicht, dass wir Snowboarder nur über zwei und nicht über vier Kanten verfügen", meinte der Routinier süffisant. "Bei der Besichtigung konnten wir uns nicht auf den Beinen halten." Auch dass die Snowboarder im Vorfeld nicht auf einer ähnlich pickelharten Piste trainieren konnten, stieß Fischnaller bitter auf. "Wir wollten drüben bei den Skifahrern trainieren, doch das wurde uns verboten, unter Androhung einer Disqualifikation. Stattdessen mussten wir auf einer total aufgeweichten Piste trainieren, wo gewöhnlich die Schneekatzen auf und ab fahren."
Dabei erging es Fischnaller noch am besten.March fuhr seinen zweiten Lauf erst gar nicht zu Ende. "Das ist keine gute Werbung für unseren Sport. Ich hatte einfach die Schnauze voll", meinte er. "Solche Pistenverhältnisse bin ich nicht gewohnt. Es ging überhaupt nichts. Ich hatte keinen Halt, rutschte ständig weg."
Dabei war March gut gestartet. "Die ersten Tore waren okay, dann aber war Schluss. Ich war zu eng am Tor dran und stürzte. Für den zweiten Lauf war es schwierig, die nötige Motivation zu finden, wenn man weiß, dass man praktisch schon ausgeschieden ist."
Christoph Mick unterbrach seinen ersten Lauf schon nach wenigen Toren, weil der Deutsche Stefan Baumeister in seinen Kurs gerutscht war. Er durfte noch einmal starten, zeigte eine gute Leistung im Steilhang, stürzte dann aber ausgerechnet im Flachen. "Ich wollte einfach zu viel, habe versucht, noch mehr Druck aufzubauen, plötzlich wurde ich ausgehoben und es war vorbei. Im zweiten Lauf stand für mich nur noch der Spaßfaktor im Vordergrund. Ich bin zum ersten Mal bei Olympia dabei, deshalb will ich auch alle Rennen zu Ende fahren."
Für Erlacher war dagegen das Rennen schon nach dem ersten Quali-Lauf vorbei. Auch er hatte Riesenprobleme mit der spiegelglatten Piste. "Ich bin auf einer Eisplatte von der Strecke gerutscht." Nadya Ochner hatte bei den Damen nicht viel mehr Glück. Die Burgstallerin fuhr im ersten Durchgang ein Tor zu direkt an und rutschte aus. Im zweiten Lauf lief es besser, doch der Rückstand war nach dem Sturz zu groß, um noch den Sprung ins Achtelfinale zu schaffen. "Ich hätte im ersten Quali-Lauf auf Sicherheit fahren sollen", ärgerte sie sich. "Allerdings wäre es mit Schlittschuhen leichter gegangen."
Corinna Boccacini überstand als einzige im Team der "Azzurri" die Qualifikation. Für sie war im Achtelfinale gegen die Japanerin Tomoka Takeuchi Endstation.
In der Finalserie waren die Pistenverhältnisse wegen der Sonneneinstrahlung wesentlich besser. Bei den Herren holte Lokalmatador Vic Wild für Russland die Goldmedaille. Der gebürtige Amerikaner setzte sich im Finale gegen den Schweizer Nevin Galmarini durch. Im Kampf um Bronze behielt der Slowene Zan Kosir gegen den Deutschen Patrick Bussler die Oberhand. Österreichs Gesamtweltcupsieger Lukas Mathies haderte wie Fischnaller & Co. mit den eisigen Pistenverhältnissen und scheiterte bereits in der Qualifikation.
Bei den Damen wurde die Gesamtweltcupsiegerin ihrer Favoritenrolle gerecht. Die Schweizerin Patrizia Kummer bezwang nach Rückstand in einem spannenden Finale die Japanerin Tomoka Takeuchi. Bronze ging an die Russin Alena Sawarsina, die mit ihrem Ehemann Vic Wild das neue Snowboard-Traumpaar Russlands bildet. ROSA CHUTOR/SOTSCHI.
"Seit 14 Jahren bin ich jetzt im Weltcup, aber so eine grausige Piste habe ich noch nie gesehen." Roland Fischnaller fand klare Worte für die Snowboard-Rutschpartie im Parallel-Riesentorlauf.

Da dove: Dolomiten 20.02.2014