Sensationell: Fischnaller zum neunten, Premiere für Ochner

SNOWBOARD:Weltcup-Auftakt der Parallel-Spezialisten am Karerpass steht im Zeichen der Südtiroler - Traum-Comeback für "Fisch"

CAREZZA/KARERPASS. Die geballte Faust ist zurück. Und die Tatsache, dass Roland Fischnaller seine letztjährige Pleitensaison im Stile eines Champions abgehakt und hinter sich gelassen hat.
Vieles konnte man sich erwarten. Aber nicht, dass Roland Fischnaller nach einem völlig verkorksten Winter auf Anhieb wieder gewinnen würde.
Geschehen ist dies gestern bei leichtem Schneetreiben und Nebel am Karerpass/Carezza. Der 34-Jährige schüttelte alle Ängste und Zweifel des letzten Weltcupwinters ab und sicherte sich souverän seinen neunten Weltcupsieg.
Fischnaller überzeugte bereits in der Quali mit der viertschnellsten Marke, hatte dann aber das Glück, dass ab dem Achtelfinale im "Single-format" gefahren wurde. Das bedeutete, dass sich der schnellere Fahrer aus der Quali den Lauf aussuchen durfte, der Schnellere dieses einen Laufes kam weiter.
"Hätte ich jeweils zwei Läufe zumWeiterkommen fahren müssen, dann wäre es sich nie und nimmer ausgegangen", meinte der angeschlagene Fischnaller. Die Sehnenverletzung oberhalb des rechten Knies machte ihm mit Fortdauer des Rennens schwer zu schaffen. Trotz Schmerzmittel wankte er nach seinen Läufen stark humpelnd aus dem Zielraum. "Im Finale konnte ich das Knie nur mehr wenige Grad abbiegen", meinte er.
Fischnaller räumte auf dem Weg zu seinem zweiten Sieg in Carezza nach 2011 der Reihe nach Anton Unterkofler (0,38 Sekunden zurück), Sylvain Dufour (+ 0,44), Altstar Jasey Jay Anderson (+ 0,09) und in einem schnell entschiedenen Finale Zan Kosir aus dem Weg. "Ich war im Finale auf dem vermeintlich langsameren Kurs unterwegs. Also habe ich schon im Steilen auf alles oder nichts angegriffen. Das hat Kosir wohl überrascht und er hat dann einen Fehler gemacht", erklärte Fischnaller seine Taktik.
Für Aaron March (gegen Vic Wild) und Edin Coratti (0,26 geschlagen von Justin Reiter) kam bereits im Achtelfinale das Aus. Sie haben schon morgen beim Parallel-Slalom in Montafon eine neue Chance.

Ochner: Abgebrüht wie ein Routinier
Völlig aus dem Häuschen war auch Nadya Ochner. Die Burgstallerin, bisher eine Slalomspezialistin, feierte doppelte Premiere: Noch nie gelang ihr im Weltcup in einem Riesentorlauf der Einzug in ein Achtelfinale. Gestern schaffte sie nicht nur das, sondern auch ihren ersten Podestplatz.
Nervenstark bezwang sie im Achtelfinale Tomoka Takeuchi (+ 0,10) und dann Patrizia Kummer (+ 0,18). Erst die spätere Siegerin Marion Kreiner war eine Nummer zu groß: "Da machte ich im zweiten Tor einen Riesen Fehler. Ich wollte zuviel. Anstatt auf dem weichen Schnee schön rund zu fahren,war ich zu direkt dran und bin dann gestürzt."
Im kleinen Finale war Ochner wieder hellwach und ließ der Russin Natalia Sobolewa keine Chance. Ochner fiel ein Stein vom Herzen: "Ich wusste nach den Trainings nicht, wo ich stehe. Unsere Burschen eignen sich ja nicht unbedingt für einen direkten Vergleich, weil sie viel schneller sind. Aber so schlecht ist es im Training anscheinend nicht gelaufen."
Ein Kompliment verdienten sich beim Saisonauftakt die Veranstalter mit ihren mehr als 100 Helfern. Trotz härtester Bedingungen (Nebel, Schnee und Regen, hohe Temperaturen) zauberten sie eine perfekte Piste her, die keine Zufallssieger zuließ.

SNOWBOARD-FACTS
  • Roland Fischnaller feierte in Carezza in seinem 157. Weltcuprennen den neunten Sieg.
  • Nadya Ochner beendete eine siebenjährige Durststrecke ohne Weltcup-Podestplatz der "Azzurre". Zum bislang letzten Mal stieg Carmen Ranigler am 8. Dezember 2007 im Parallel-Riesentorlauf von Limone Piemonte als Dritte auf's Podest.
  • Caroline Calve (Kanada) ist eine ausgesprochene Pra-di-Tori-Spezialistin. Von bisher sechs Weltcuprennen am Karerpass gewann sie zwei und wurde zwei Mal Zweite.
  • Der Snowboard-Weltcup wird morgen mit einem Parallel-Salom und übermorgen mit einem Parallel- Team-Event in Montafon/ Vorarlberg fortgesetzt.

Da dove: Dolomiten 17.12.2014